Sei radikal, wirbt die Tourismusseite von Melgaço für Natur- und Abenteuerurlaub – kein Wunder also, dass die berühmte Winzermarke »Soalheiro« gleichfalls für energische Innovationen und rigoros für durchgehende Spitzenqualität bürgt…
Das radikal progressive und konsequent auf Nachhaltigkeit und Weinkulturerbe aufgestellt Familiengeführte Unternehmen in dritter Generation, steht auf Platz 16 der globalen Weingüter-Bestenliste. Frei nach dem Motto; wer wagt, gewinnt, widmet sich Familie Cerdeira der traditionellen Kellerkunst genauso intensiv wie einigen in Portugal eher unbekannten, aber wiederentdeckten Keltermethoden. Werfen wir gemeinsam einen Blick auf die spannendste Naturregion Portugals und auf die Sonneninsel »Soalheiro«, gelegen in der kleinen Gemeinde Alvaredo.
Im nördlichsten Zipfel Portugals an der Grenze zu Galizien, liegt der Landkreis Melgaço. Hier ist irgendwie alles anders als im restlichen Portugal. Das fängt mit dem Klima an: Im Sommer ist es infernalisch heiß und trocken, im Winter arktisch kalt und feucht. An die Temperaturschwankung von Kindesbein an gewöhnt, war es früher üblich, mit den Weidetieren den Sommer droben im Gebirge und den Winter drunten in der Hochebene zu verbringen. Obwohl im vergangenen Jahrhundert kaum mehr benutzt, restauriert der Landkreis nun die urigen Sommer- und Winter-Natursteinhäuser, in denen sich im Erdgeschoss der Stall befand und darüber der Schlafplatz für die Hirten. Alsbald stehen sie dem stetig zunehmenden Outdoor-Tourismus zur Übernachtung zur Verfügung, in dem seit 1971 demarkierten Naturpark Parque Nacional da Peneda-Gerês, in dem sogar noch Wölfe beheimatet sind und einheimische Garrano-Pferde freilaufen.
(Foto Canva: Naturpark Parque Nacional da Peneda-Gerês)
Das weit verzweigte Wanderwegenetz im Naturpark vorbei an Gebirgsseen, Wasserfällen, über Almwiesen und durch dichte Wälder, kreuzt uralte Pfade, denen Hirten aus Spanien und Portugal heute noch mit ihren Herden folgen. Unterwegs durch mystisch versteinerte Landschaften, in denen Elfen und Druiden zu Hause sein könnten, stößt du auf steinzeitliche Spuren, wie Hünengräber, und auf eine reichhaltige Fauna mit allerlei Heilpflanzen und Wildkräutern, die deine Nase betören.
Das über achthundert Jahre alte Kastell von Melgaço überragt die Hochebene mit einem imposanten Wachturm, auf dessen Zinnen dich eine atemberaubende Aussicht bis nach Spanien erwartet. Das Gemäuer mit romanischer Kapelle und mittelalterlichen Gassenlabyrinth zu seinen Füßen, erinnert dich sofort an ritterliche Schwertkämpfe zu Pferd. Die fanden hier tatsächlich Jahrhundertelang und ständig statt, denn Melgaço liegt am Grenzfluss Minho. Am anderen Ufer liegt Galizien.
Ungebändigt rauscht der Minho hier durch ein felsiges Gebirgstal dem Atlantik entgegen, fällt an mehreren Stellen in Stromschnellen in die Tiefe, gurgelt schäumend um Kurven und lockt Extremsportler zu Rafting, Canyon-Klettern und Kanuabenteuer ins Wasser. Darüber hinaus erwarte dich Bungeespringen, Bergsteigen, und ein Baumwipfel-Parcours. Noch ist Melgaço zwar ein Geheimtipp für Abenteuer in freier Wildbahn, sein Wein hingegen ist längst weltweit bekannt. »Alvarinho«, der Grüne Wein, ebenso einzigartig wie die Region, in der die uralte Rebsorte am liebsten wächst - und zwar mittlerweile sogar auf 1200 Meter Höhenlage.
Eiswein will die Marke »Soalheiro« keinen keltern – sondern Charakterweine. Weine mit Persönlichkeit, die sensorisch die Eigenschaften der Lokalidentität vermitteln. Grün soll der Wein reifen, sich seine natürliche alkoholarme Frische bewahren, mineralisch schmecken, fruchtig duften, den Mut der Weinbauer-Familie absorbieren – und an seine Wein Liebhaber weitergeben.
(Foto Soalheiro: Familie Cerdeira )
Eine symbolbehaftete Firmenphilosophie? Vielleicht. Jedenfalls sorgt der Innovationsgeist bei Soalheiro für jährlich wieder neue Überraschungen im Sujet. Dafür verantwortlich zeichnet vom Pflücker bis zum Önologen das gesamte »Soalheiro«-Team. Die Crew besteht aus Frauen und Männern, deren größte Liebe, Wein heißt, was du bei jeder »Soalheiro« Weinsorte, jeder Farbe und jedem Jahrgang wieder schmeckst. Kein Tropfen gleicht dem anderen, keine Serie der nächsten. Denn bei »Soalheiro« findet eine andauernde Weiterentwicklung von Ideen und Novitäten statt. Natürlich begegnest du dem Progress auch im Weinberg, jedoch besonders gut sichtbar konzentriert, in der Kellerei, wo die Ernteausbeute in unterschiedlich angewandter Fass-Methodik ganz und gar auf natürliche Weise fermentiert.
Das beginnt bei der Pressung, die manuell ausgeführt wird, damit die Früchte zwar gepresst, aber nicht gequetscht werden. Hierfür fassen alle mit an. Während der Weinlese ähnelt dann die Adega eher einer Experimentierstube, in der herkömmliche Inox- und Holzfässer für den Reifeprozesse Mangelwaren sind. Zum Beispiel stehen dort Ei-förmige Stahltanks, deren Thermometer 26 °C anzeigen. Im Fass-Ei innen existieren keine Kanten, so wie bei herkömmlichen Edelstahltanks, der Most bewegt sich im Ei homogener, die Fermentierung passiert überall gleichstark, was sich positiv auf die Balance zwischen Süße und Säure auswirkt. Einmal am Tag wird der Most mechanisch angetrieben behutsam geschleudert, und das überschüssige Gas abgelassen.
(Foto Soalheiro)
Auf der anderen Seite der Adega reihen sich ein Dutzend bauchige Tonbottiche, oben offen, mit einer Glasplatte mit Loch abgedeckt. Das sind nach gregorianischer Manier »Tinalhas« - Tonfässer Repliken -, von Luiz Padilla in der Spanischen La Mancha in Handarbeit und unglasiert angefertigt, und gebrannt. Die Idee für diese uralte Art der Traubenfermentierung, brachte Gio Chezhia aus der Wiege des Weinanbaus Georgiens, mit nach Melgaço zu »Soalheiro«. António Luís Cerdeira experimentiert seither begeistert zusammen mit Gio in jeder »Tinalha« mit einer anderen prozentualen Mischung zwischen Früchten, Maische, Saft, Schale und Stiel.
Bio-Trauben biologisch weiterverarbeiten, will die Familie Cerdeira, denn erst dann bescheren sie beste Auslese, lautet die Prämisse. Deswegen gibt es auch bei den Barrique-Weinen eine Herstellungsnovität. Fisch gepresste Trauben werden direkt Haut und Stiel in ein Holzfass gefüllt, und verbleiben dort mindestens sechs Monate, bevor der Wein anschließend in der Flasche weiter reifen kann. Das besondere an den Fässern ist der Schleudergang, der täglich einmal die Maische ordentlich, aber sanft rotierend durchmischt, damit der Most bereits während der Fermentierung gleichmäßig ein Aroma nach Holz annimmt. Gleichzeitig wird durch die Hefe die Textur beeinflusst, was dem Grünen Barrique Weißwein aus dem Haus »Soalheiro« seinen wunderbar balsamischen Touch verleiht, der sich mit unnachahmlich weichem Schmelz an den Gaumen schmiegt.
Zwischen den Weinlagen von »Soalheiro« blüht es kunterbunt das gesamte Jahr. Es sind eigens angelegte Felder mit Heil- Duft – und Teekräutern, die Bienenvölker nähren, und deren manuell gepflückte und natürlich getrocknete Blüten in der exklusiven Kollektion »the pur terroir«, in Teedosen mit eigenem Design angeboten werden.
Kaum sind die bestehenden Experimente während der letzten Weinlese abgeschlossen, und alle Beeren verarbeitet, wartet schon die nächste Vision, denn das Soalheiro-Team fragte sich, was machen wir mit der Maische? Dafür hat der mutige Winzer António Luis Cerdeira bereits eine Antwort parat: Damit eröffnen wir das erste Grüne-Wein-Spa. Na dann, nichts wie hin zur nächsten Weinlese, wo du radikal mitmachen kannst: durch die Weinberge wandern, in der Adega Weinbeeren treten, im anliegenden Gästehaus »Soalheiro» residieren - und Maischebäder genießen.
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Portugal kann auch Karneval und überall im Land ein bisschen anders. Freue dich auf einen närrischen Ausflug …» (erscheint am 11. Februar 2024)
REZEPT:Ervilhas com ovo escalfado – Grüne Erbsen mit pochierten Eiern
Rezept von Randolph Kroening
Ervilhas com ovo escalfado ist ein typisches portugiesisches Gericht, extrem einfach zu machen, Zubereitungszeit ca. 50-70 Minuten zuzüglich Schnibbeln. Es wird vielfach von allen am Tisch direkt aus der Pfanne gegessen, mit einem Löffel und Brot zum Eintunken. Außer man hat die Möglichkeit, die Erbsen direkt vor der Haustür zu ernten, empfiehlt sich tatsächlich die Tiefkühlvariante, da diese prozessbedingt die größtmögliche Frische garantiert
Zutaten:
- 800 g gefrorene Erbsen (nicht auftauen)
- 4 Eier
- Olivenöl
- 1 mittelgroße Zwiebel
- 2 Knoblauchzehen
- 1 – 2 Lorbeerblätter
- 3 reife Tomaten
- 2 Esslöffel Tomatenfruchtfleisch (polpo)
- 100 g Chouriço
- 200 ml Weißwein
- 400 ml Wasser
- Salz und Pfeffer zum Abschmecken
Vorbereitung
- Die Zwiebel würfeln
- Die Knoblauchzehen kleinhacken
- Die Tomaten würfeln
- Chouriço in dünne Scheiben schneiden, kurz scharf anbraten (das gibt Extraaroma), und in der Pfanne lassen
Zubereitung
- Die Zwiebel im Olivenöl anbraten bis sie glasig ist.
- den Knoblauch und das Lorbeerblatt hinzufügen und eine weitere Minute anbraten.
- Die Tomatenwürfel und -fruchtfleisch hinzufügen, gut umrühren und 3 Minuten kochen lassen.
- Mit dem Weißwein ablöschen und weitere 5 Minuten kochen lassen.
- Die Chouriço zusammen mit dem ausgebratenen Fett, die gefrorenen Erbsen und das Wasser hinzugeben.
- Mit Salz und schwarzem Pfeffer abschmecken.
- Wenn das Wasser kocht, den Deckel aufsetzen und etwa 30 Minuten kochen lassen
- Etwa 5 Minuten vor Ende der Kochzeit ein Ei nach dem anderen in eine separate kleine Schüssel schlagen,
- Lorbeerblätter heraussammeln
- mit einem Holzlöffel mit Abstand vier Vertiefungen in den Erbsen drücken und die 4 Eier in diese Vertiefungen gleiten lassen
- Sobald die Eier gelegt sind, die Pfanne abdecken, den Herd ausschalten und 8 bis 10 Minuten ruhen lassen, so dass das Eigelb noch flüssig ist.
Weinempfehlung: SOALHEIRO ALLO – ALVARINHO & LOUREIRO
Wir bedanken uns bei Randolph Kroening ganz herzlich für sein Gastrezept für diesen Blogbeitrag!
(Fotos: Canva, Randolph Kroening, Soalheiro)
Autorinnen-Steckbrief – wer schreibt?
Olá, ich bin Catrin Ponciano. Portugal ist meine Wahlheimat seit 1999. Bis 2006 war ich Küchenchefin, dann habe ich in Portugal das Messer gegen einen Stift als Werkzeug getauscht. Seither veröffentliche ich redaktionelle Beiträge und Blogs über Portugals Kultur, Geschichte, Politik, über Land und Leute, über Kulturerbe, Musik und Kunst, und über allerfeinste Speisen, Märkte, Weine, und Liköre. Als Schriftstellerin publiziere ich literarische Reisebücher, Essays, und Kriminalromane am Schauplatz Portugal. Als Kulturvermittlerin begleite ich Bildungsreisen, Journalistenreisen und TV-Drehteams. Wer mehr über mich erfahren möchte, schaut und liest hier weiter: www.catringeorge.com