Bom Ano Novo – Frohes Neues Jahr

Feuerwerk über der historischen Stadt Porto

Eines gleich vorweggesagt: Portugal feiert den letzten Tag des alten Jahres unter freiem Himmel. Alle drängen sie hierfür gegen 23 Uhr auf die Straße zu den Prachtplätzen ihrer Heimatstädte und Dörfer. Überall wird zu wilden Rhythmen bei Live-Musik getanzt, oder leidenschaftlich Fado Weisen mit zauberhaften Fadistas mit besungen. Kein Bein bleibt stillstehen, denn schon der erste Schritt ins neue Jahr, am besten eine Stufe hinauf, noch besser, eine Leitersprosse, oder mindestens auf einen Bürgersteig - mit dem rechten Fuß wohlgemerkt - ist der wichtigste Schritt überhaupt, denn er soll Gesundheit bescheren. Wohlstand ruft man mit einer Münze im Socken im Schuh am rechten Fuß herbei.

Die letzte Nacht des Jahres beginnt mit der Auswahl der Unterwäsche. Solltest du hellblaue Spitzenwäsche, gar rote zwischen den Tagen zu kaufen suchen, wirst du feststellen, beide Farben sind ausverkauft, denn blaue Höschen gelten als Glücksbringer und rote entfachen Liebe und Leidenschaft. Am besten kaufst du dir von jeder Farbe eines und gehst doppelt bestückt auf die Party. Zur »Réveillon« - um gemeinsam mit anderen laut und fröhlich das neue Jahr zu wecken.

Vorher beziehst du noch das Bett frisch, und klapperst kräftig mit Löffel auf Topfdeckel, damit auch wirklich alle negativen Energien des letzten Jahres sich vor lauter Schreck verziehen und der erste Schlaf im neuen Jahr im frisch bezogenen Bettchen dir süße Träume beschert. Bis zur Fete auf der Straße wird reichlich, gut, und lecker gegessen und getrunken. Freunde, Familie, Nachbarn, alle sind sie dabei und bringen etwas Köstliches mit, was gut für die Gesundheit, den Haussegen, die Liebe, Glück und Wohlstand ist. Feinkostsalate mit Linsen, Fischeintopf mit Reis, Spanferkel, Meeresfrüchte und Schaltiere, aber auch die klassische Kohlsuppe Caldo Verde zählen zu den Speisen, die für Wohlstand, Harmonie und Frieden sorgen sollen.

Grüner Wein aus weißen Trauben darf dazu auf gar keinen Fall fehlen, am besten mit edlen Tropfen aus der »Vinho Bar-Soalheiro«-Kollektion. »Allo« heißt der fruchtig frische zum „Spaß-Wein“ erhobene Grüne Wein mit dem lautmalerischen Namen Hallo ohne H, der mit einer Cuvé aus herber »Loureiro« und markant fruchtiger »Alvarinho« Traube jede Muschel zu lukullischem Hochgenuss wachkitzelt. Der Sortenwein »Alvarinho 2022« begleitet am besten hinterher das Spanferkel oder den Fischeintopf mit seinem zart komponierten mineralreichen Bouquet plus elegante Zitrusfrüchte Nuance, ohne aufdringlich zu sein.

König der Silvester-Tafel ist und bleibt der Hefezopf »Bolo-Rei« mit kunterbunt kandierten Früchten, Puderzuckerhäubchen und knusprigen Nussflocken eingebacken. Der »Gâteau dois Rois» stammt ursprünglich aus Frankreich und wurde am Hofe von König Luis XIV eigens zum Neujahrsfest gebacken. Nach der französischen Revolution wurde der Kuchen verboten, und so tauften pfiffige Konditoren den überaus schmackhaften und lukrativen Neujahrskuchen um in »gâteau des an-cullottes«.

Mit dem portugiesischen in Frankreich gelernten Mestre de pâtisserie Gregoire gelangte das Rezept des Silvestergebäcks, das einer mit Edelsteinen bestückten Krone ähnelt, 1870 nach Lissabon. Bis heute wird es in der Traditionskonditorei Confeitaria Nacional de Lisboa nach eben diesem Originalrezept gebacken. Nach dem Sturz der Monarchie in Portugal 1910, wollte man den Kuchen wegen seiner Form und natürlich wegen seines königlichen Namens verbieten, doch der Versuch schlug fehl, denn weder ließen sich die Zuckerbäcker das Geschäft noch die Kuchenfreunde den Hochgenuss des bunt dekorierten Hefekringels zum Jahresende entgehen, und nannten den Kuchen kurzum: »Ex-Bolo-Rei«.

Hefezopf »Bolo-Rei« mit kunterbunt kandierten Früchten

Früher war es zudem Brauch, eine getrocknete Bohne im Teig des Königskuchen zu verstecken - und wer sie fand, wurde zu König und Königin des neuen Jahres ernannt. Für alle, die keine Freunde von kandierten Früchten sein sollten, gibt es die Variante mit Nusssortiment, der Königinnenkuchen »Bolo-Rainha«.

Beschwingt tanzt Portugal dem neuen Jahr entgegen. In der Hosentasche trägt jeder zwölf Rosinen bei sich. Schlägt die Kirchturm zur Mitternacht zwölfmal, ist es Brauch, dass du zu jedem Glockenschlag eine Rosine isst und dazu stillheimlich einen Wunsch äußerst. Zwölf Rosinen, zwölf Wünsche, für jeden Monat einen.

Kaum sind die Glocken verklungen, fegen Feuerwerkskörper durch die Nacht, du begrüßt das neue Jahr laut mit »Bom Ano Novo« und küsst einmal rundum fremde und bekannte Wangen. Gläser klirren, »Vinho Espumante« perlt aus schlanken Kelchen in fröhliche Kehlen. Trocken soll er sein und fein moussieren. Lachsfarben prickelt der »Soalheiro Bruto Rosé« in einer fein komponierten Cuvé aus »Touriga Nacional«, »Alvarinho« und »Pino Noir« Trauben am Gaumen, und kitzelt die Neugier aus das kommende Jahr feinperlend wach, während der weiße Schaumwein »Soalheiro Alvarinho Espumante« bedächtig perlend über die Zunge tanzt, und du dem alten Jahr »Adeus« sagt. Den Korken unbedingt aufheben! Als Glücksbringer bis zum nächsten neuen Jahr.

Feuerwerk am Torre de Belém 

Um Mitternacht funkelt Portugals Küste minutenlang, schön sind die Feuerwerke alle, unvergesslich außerdem besonders vor der historischen Kulisse am Torre de Belém am Tejo in Lissabon, am Terreiro de Paço in Lissabon neben dem zweitgrößten Weihnachtsbaum Europas, über der Weltkulturerbe Brücke D. Luis I in Porto, an der Mündung des Douro in Afurada, über den Weinbergen im Hohen Tal des Douro, über der Christusritterburg in Tomar, über dem römischen Tempel in Évora, an der Küste der Algarven, über der Silhouette der sechshundert Jahre alten Universität in Coimbra, über der Domstadt Braga und überhaupt – überall.

Mit einer heißen Tasse Suppe Caldo Verde plus heiße Schokolade, klingt die erste Nacht im neuen Jahr aus, bevor es am Neujahrstag heißt: Ein Sprung ins Meer küsst müde Glieder und alle guten Geister wach. Zum Heilige Drei Königstag wird den Nachbarn ein Ständchen gebracht und Gesundheit, Glück und Segen gewünscht. Zur „Belohnung“ gibt es ein Schnäpschen und die Reste der Königskuchen, denn einmal im Jahr sind wir alle Königinnen und Könige.

Darauf erhebe ich mein Glas! Sáude, liebe Vinho Bar und Blog-Gemeinde. Möge euer neues Jahr mit großer Freude, Schabernack, feinen Häppchen und einem Glas edlen Spumante »Soalheiro« beginnen.

Silvester, Wunderkerzen, Frauen mit Schaumweingläsern, gefüllt mit Rosé-Schaumwein

Vorschau auf den nächsten Artikel:

Im nächsten Blogbeitrag reisen wir weiter gen Norden in die Weinregion »Minho«. Dort erwartet dich neben feinstem Grünen Wein »Vinho Verde« die Wiege Portugals - und etliche Kilometer atemberaubende Küste…» (erscheint am 15. Januar 2024) 

Das Silvester-Rezept stammt diesmal vom Autor Randolph Kroening, der in Portugal lebt und arbeitet. 

Flambierte Gambas a guilho, Rezept

Gambas, Garnelen, Shrimps, Hummerkrabben zählen zu den besonderen Gaumenvergnügen, man gönnt sie sich als Festtagsschmaus, zum romantischen Dinner und in den Ferien am Meer und ganz besonders zu Silvester. Wer im Algarve einmal das Glück hatte, die 1775 von einem schwedischen Wissenschaftler namens Peter Forsskal als »Camarão de Quarteira« bestimmte Spezies Tigergarnelen, gedämpft oder gesotten zu probieren, wird künftig bei dem Verzehr von Tigerprawns aus anderen Herkunftsländern in Erinnerung an das unvergleichbare Aroma untröstlich seufzen, doch Gambas oder Garnelenzöpfe mit Schale und tiefgefroren mit Herkunft Mosambik oder im Eismeer gefischt, bieten ebenso eine hervorragende Qualität.

Flambierte Gambas a guilho, Rezept

Gambas a guilho

Zutaten für 4 Personen (wenn als Hauptgericht geplant)

  • 24 Garnelen der Größe 15/20
  • 6 Knoblauchzehen
  • 5 EL ungesalzene Butter
  • ½ TL frisch geriebener Ingwer
  • 2 Stängel Zitronengras
  • 4 cl Aguardente Velha
  • 6 cl Weißwein
  • 200 ml Kochsahne
  • 1-2 Piri-Piri Schoten
  • ½ Bund Koriander
  • 1 Limette

Vorbereitung:

  • Den Panzer der Garnelen mit einem sehr scharfen Messer auf dem Rücken aufschlitzen und reinigen
  • Die Knoblauchzehen in mittelgroße Stücke schneiden
  • Die Piri-Piri-Schoten kleinhacken
  • Das Zitronengras in 5 cm lange Stücke schneiden, mit dem Messerrücken klopfen, um das Aroma freizusetzen
  • Den Koriander kleinhacken

Zubereitung:

  • 3 EL Butter in einer Pfanne erhitzen
  • Die Garnelen scharf anbraten
  • Nach 2 Minuten den Knoblauch und das Zitronengras zugeben
  • Ingwer und Piri-Piri zugeben
  • Alles auf mittlerer Hitze für 3 Minuten braten
  • Mit dem Aguardente Velha übergießen und flambieren
  • Die Garnelen und das Zitronengras aus der Pfanne nehmen, das Zitronengras entsorgen, die Garnelen warm stellen
  • Weitere 2 EL Butter in die Pfanne geben
  • Weißwein hinzugeben, kurz aufkochen
  • Kochsahne hinzugeben
  • 5 Minuten kochen, mit Limettensaft, Salz und Pfeffer abschmecken
  • Mit Koriander überstreuen
  • Einfach nur mit Weißbrot zum Tunken servieren

Wir bedanken uns bei  Randolph Kroening ganz herzlich für sein Gastrezept für diesen Blogbeitrag!

Weiterer Tipp von Catrin: Dazu schmeckt ebenfalls ausgezeichnet ein Tomatenwürfelsalat mit Oregano und gebutterter Toast, begleitet mit dem Grünen Spaß-Wein »Allo« aus dem Hause Soalheiro.


Bom Ano Novo!

Fotos: Randolph Kroening, Canva, 123rf

Autorinnen-Steckbrief – wer schreibt?

Olá, ich bin Catrin Ponciano. Portugal ist meine Wahlheimat seit 1999. Bis 2006 war ich Küchenchefin, dann habe ich in Portugal das Messer gegen einen Stift als Werkzeug getauscht. Seither veröffentliche ich redaktionelle Beiträge und Blogs über Portugals Kultur, Geschichte, Politik, über Land und Leute, über Kulturerbe, Musik und Kunst, und über allerfeinste Speisen, Märkte, Weine, und Liköre. Als Schriftstellerin publiziere ich literarische Reisebücher, Essays, und Kriminalromane am Schauplatz Portugal. Als Kulturvermittlerin begleite ich Bildungsreisen, Journalistenreisen und TV-Drehteams. Wer mehr über mich erfahren möchte, schaut und liest hier weiter: www.catringeorge.com


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