Feliz Páscoa – Glückliches Osterfest

Zwei Szenen zu Ostern: links drei Kreuze auf einem Hügel im Sonnenuntergang – Symbol der Kreuzigung; rechts ein traditionelles Fliesenbild (Azulejo) mit der Darstellung von Jesu Grablegung, umgeben von trauernden Personen.

Mystische Prozession im Fackelschein, Blumenlaternen, Besuch der Taufpaten. So feiert Portugal Ostern

Du wünschst in Portugal ein glückliches Osterfest mit dem Gruß: Feliz Páscoa. Mit Glück im herkömmlichen Sinn hat der Gruß aber wenig zu tun. Vielmehr ist das ewige Leben gemeint. Gesundheit vor allem. Und dass deine Familie und du zusammen glücklich sein können. Denn in Portugal gilt Ostern als familiäre Zusammenkunft - der Sonntag der Auferstehung ist der höchste kirchliche Feiertag, um dessen biblische Geschichte sich der gesamte Volksglauben rankt. So wundert es kaum, wenn sich überall an Karfreitag in Städten und Dörfern in und vor den Pfarrkirchen Menschen versammeln. Und gehen durch die Abenddämmerung gemeinsam den Passionsweg in Andenken an Jesus Christus Leidensweg entlang. Im Fackelschein marschieren sie. Angeführt vom Pfarrer, hinter ihm ein halbes Dutzend oder mehr Träger mit einer in Lilafarbene Gewänder gehüllte, mit Dornenkrone aufgesetzte Jesus-Figur geschultert. Gebete murmelnd folgt der Zug den insgesamt 15 Leidensstationen, abgebildet in Altarkapellen oder Wandbildern. Immer mehr Leute schließen sich an und erleben im übertragenen Sinne den Überschritt vom Diesseits ins Jenseits des »Senhor dos Passos«. Das Ziel der Prozession ist überall ein anderes und zeigt dennoch überall das gleiche Bildnis: die Sterbeszene auf Golgatha und die Heilige Mutter Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß. 

In Ovar bei Aveiro stellen 30 lebensgroße Heiligenikonen den Überschritt in einer eigens gestalteten Kapelle dar. In Braga nördlich von Porto empfängt der Hauptaltar in der Kirche am Berg des Jesus, die Gläubigen mit einem monströsen Inszenierung des Moments auf dem Kalvarienberg. In Lagos an der Algarve endet der Passionsweg unter freiem Himmel auf der Klippe »Ponta de Piedade« am Leuchtturm an einem Fliesenbild mit Szene Mutter und Sohn. In Idanha-a-Nova im Landkreis Castelo Branco wird die Heiligenikone Jesus Christus von der Gemeinde in eine eigens dafür vorgesehene Gruft bestattet. Das Ganze im Fackelschein - und schweigend.

Collage mit Eindrücken rund um Ostern in Portugal: nächtliche Prozession am Wasser mit Gläubigen in liturgischer Kleidung, traditionelle Azulejos mit Darstellung der Pietà, Karfreitagsprozession in Ovar mit violetten Gewändern, Kreuzigungsszene in einer Kirche, Jesusstatue mit Kreuz auf einem geschmückten Tragegestell und ein Leuchtturm unter bewölktem Himmel als Symbol für Einkehr und Orientierung.

Am Samstag besinnt man sich einander und stattet Besuche ab. Allen voran schaut man bei Taufpatinnen und Taufpaten vorbei. Die Pateneltern erwarten ihre Schützlinge mit Blumen, süßem Oster-Anisbrot Folar, und Portwein. Ein uralter Brauch: Mit dem ich das Brot breche ist mein Freund.

Nebst Blumensträußchen und Osterbrot taucht nun auch der Osterhase auf, steht er in Portugal für seine Fähigkeit ein weiches Nest zu schaffen. Doch anstatt Kaninchen liegen in den aus Papierwolle gebastelten Nestern bunt bemalte Hühnereier oder zum Naschen aus Schokolade geformte süße Eier. Das Ei gilt hierzulande nämlich als Symbol für Erneuerung. Merkwürdigerweise haben Hase und Ei aber gar keine eigene Ostertradition in Portugal, sondern sind ein aus Deutschland mitgebrachter Osterusus.

Am Ostersonntag beginnt das mit dem Feliz Páscoa Gruß versprochene Glück mit Festivitäten rund um die Auferstehung wiederum mit sehr individuellen Zeremonien. In der Gemeinde São Brás de Alportel an der Algarve als Beispiel werden gleich im Morgengrauen Gassen mit Blumen und Blüten flächendeckend bestreut. Palmwedel stehen entlang der Strecke Spalier. Alle binden Blumen emsig zu Sträußen, den sogenannten Laternen tochas. Diese aufgetürmten Bouquets ähneln Fackeln aus Blüten und tatsächlich sollen sie solche darstellen. An Karfreitag hat das Fackelfeuer die Hoffnung auf das ewige Leben im übertragenen Sinn entfacht. Aus der Asche erhebt sich nun Phönix als Symbol der Liebe und vielerorts in Portugal eben an Ostern mit Blumenschmuck. Blumen verschenken bedeutet Liebe verschenken. Landeinwärts begrüßen Gemeinden das Glück der Auferstehung mit Halleluja-Gesang, im Alentejo in Castelo de Vide mit Kuhglockengebimmel. Nach der Messe stimmt man sich ein für den österlichen Genuss, ganz getreu dem portugiesischen Motto: erst beten wir – dann feiern wir.

Traditioneller portugiesischer Folar – ein rundes Osterbrot mit eingebackenem Ei – liegt auf einem rosa Handtuch auf einem tisch. Drumherum bunte Ostereier als Dekoration. Das Arrangement verbindet portugiesisches Brauchtum mit fröhlicher Osterstimmung.

Freu dich mit, auf süßes Oster-Anisbrot, auf Mandel-Schoko-Plinsen, auf Marzipan und Feigenbrot - und auf ein leckeres Festmahl. Dazu servierst du zwar keinen Messwein, sondern vorzugsweise elegante neu eben erst aus dem Barrique in Flaschen abgefüllte Lagen. Obwohl …, ein streng nach dem im päpstlichem Konzil vorgeschriebenen Reinheitsgebot gekelterter Wein namens Liturgia, stammt tatsächlich aus der in der Vinho Bar wohlbekannten Weinproduktion »Dona Ermelinda« aus Weinbeeren eigens kultivierter Moscatel-Reben.

Eher reichst du deinen Gästen einen köstlich delikaten »Quinta de la Rosa 10 Year Old Tawny« Portwein zum Aperitif, verschenkst gleich ein Sträußchen Frühlingsblumen mit, wenn deine Gäste eintreffen. Zur Einstimmung gibt es Oster-Anisbrot mit gesalzener Butter bestrichen, bevor du zu Tisch bittest, österlich dekoriert mit kleinen Nestern voll süßer Überraschungen. Zum Hauptgang brillierst du mit Fisch mit einer mediterran bunten Mischung aus Ratatouille mit maghrebinischen Gewürzen. Dazu servierst du den neuen Weißwein »Dona Ermelinda Reserva 2023«, eben erst frisch aus dem Barrique abgefüllt. Eine elegante Assemblage aus Chardonnay, Arinto und Viognier, die sich mit zartfruchtigem Schmelz an den Gaumen schmiegt und dort herbsüße Zitrusnuancen entfaltet. Hellgrün durchscheinend ein erfrischender Begleiter zum Fisch.

Zum Dessert kannst du Käse anbieten. Mürben Schafskäse mit Crackern, Walnüssen und dem erst 12 Monate in französischem Barrique und anschließend acht Monate in der Flasche nachgereiften, granatroten neuen »Dona Ermelinda Reserva 2022«. Eine samten weiche Cuvée kreiert aus Castelão, Touriga Nacional, Trincadeira, Cabernet Sauvignon Trauben, mit einem Hauch Rauch im Bouquet und cremigem Bitterschokoladearoma im Abgang.

Zum krönenden Abschluss servierst du aus der Vinho Bar Feinkostabteilung Tässchenweise frisch gebrüht, würzigen DELTA-Kaffee aus Portugal - und dazu Osterhase. 

Hmm… welch kulinarisches Glück. Frohe Ostern – Feliz Páscoa.

Ofenfisch nach portugiesischer Art: ein ganzer gegrillter Fisch auf einem Teller, serviert mit Kartoffelwürfeln, Zitronenscheiben, geschmortem Gemüse und frischen Kräutern wie Schnittlauch und Petersilie.


Peixe no Forno com Ratatouille – Ofenfisch mit Ratatouillegemüse

Der Fisch:

  •  Solltest du das Glück eines Fischhändlers in der Nähe haben, dann bestell doch bei ihm frische Doraden, pro Gast eine mit je ca. 350 g, geputzt, entschuppt, aber im Ganzen. Es sei denn, du präferierst Filets.
  •  Solltest du keinen Fischhändler kennen, steigst du um auf Kabeljaufilet aus der TK oder auf frische Forellen, die es zu Ostern ja überall zu kaufen gibt.
  • Den Fisch reibst du kräftig innen und außen erst mit Butter und dann mit grobem Salz ein und tröpfelst ein paar Tropfen Zitronensaft in die Bauchhöhle.
  • Von den Kiemen bis zur Schwanzflosse schneidest du den Fisch am Rücken auf beiden Seiten auf dem Mittelwirbels ein und „spickst“ den entstehenden Spalt mit hauchdünnen Knoblauchscheibchen.
  • Mit Folie bedeckt lässt du den Fisch in einer Glasschüssel im Kühlschrank über Nacht ziehen.

Das Gemüse:

  • 1 grüne und 1 gelbe Zucchini waschen und in dünne Halbmonde schneiden
  • 2 Möhren schälen und in dünne Scheiben schneiden
  • 2 Gelbe Paprika in längliche Streifen schneiden
  • 20 Cocktailtomaten waschen, ganz lassen
  • 1 Aubergine schälen mit Zitronensaft uns Salz abreiben und in schmale fingerlange Streifen schneiden
  • 1 Lauchstange in Halbmondstreifen schneiden
  • 1 Gemüsezwiebel in Halbmonde schneiden
  • 2-3 kleine Kartoffeln pro Person als Pellkartoffeln kochen, pellen, und bereitstellen.
  • Knoblauch nach Gusto 

Gewürze:

  • ½ TL Grobes Meersalz, mehrere Drehungen Pfeffer aus der Mühle, Prisen vom Kreuzkümmel, Paprikapulver süß, Kardamom als Pulver oder Perlen, Safran, Muskat mit 1 Nelke, 3 Wacholderbeeren miteinander mischen und damit das Gemüse würzen.
  • Glatte Petersilie, Thymian, Rosmarin, Lavendel
  • Olivenöl, Kochweißwein

Zubereitung:

  • In eine ofenfeste Form legst du das rohe Gemüse aus. Gerne als Muster und zu einem Bild in wiederholter Reihenfolge gelegt.
  • Wie beschrieben würzen
  • In das Gemüsebett legst du die vorbereiteten Fische (ohne Flüssigkeit, die kann weg)
  • Auf den Fisch verteilst du Zweiglein aller Kräuter
  • Außen herum platzierst du abwechselnd die gekochten und gepellten kleinen Kartoffeln und die Cocktailtomaten.
  • Mit Olivenöl ziehst du großzügig Schlieren über Fisch, Kartoffeln und Gemüse und begießt das ganz mit Kochweißwein, so dass der untere Teil der Fisch im Wein Sud liegt.
  • Im auf 230°C vorgeheizten Ofen gart das Ganze bei 200°C und gerne bedeckt ca. 35-40 Minuten lang.

Bom apetite!

Übrigens: eine Rezeptvariante für Folar findet ihr bei uns auf Instagram: Rezept »

Fotos: 
Catrin Ponciano: Fliesenbild, Leuchtturm Ponta de Piedade, Mutter Maria am Leuchtturm Lagos
Rathaus Ovar: Kapelle Senhor dos Passo, Karfreitag-Prozession
Rathaus Lagos: Karfreitag-Prozession Lagos Algarve 
Canva: Folar
KI: Ofenfisch Rezeptbild

 

Autorinnen-Steckbrief – wer schreibt?

Olá, ich bin Catrin Ponciano. Portugal ist meine Wahlheimat seit 1999. Bis 2006 war ich Küchenchefin, dann habe ich in Portugal das Messer gegen einen Stift als Werkzeug getauscht. Seither veröffentliche ich redaktionelle Beiträge und Blogs über Portugals Kultur, Geschichte, Politik, über Land und Leute, über Kulturerbe, Musik und Kunst, und über allerfeinste Speisen, Märkte, Weine, und Liköre. Als Schriftstellerin publiziere ich literarische Reisebücher, Essays, und Kriminalromane am Schauplatz Portugal. Als Kulturvermittlerin begleite ich Bildungsreisen, Journalistenreisen und TV-Drehteams. Wer mehr über mich erfahren möchte, schaut und liest hier weiter: www.catringeorge.com

 


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