HALLO – ALLO Portugal

Vier Weingläser mit Weißwein auf denen ein Logo vom Weingut Soalheiro in Portugal zu sehen ist. Die Gläser stehen auf einem Holztisch, davor Alvarinho Weintrauen.

Der Grüne Wein für jeden Anlass

Die Portugiesen behaupten, zu jedem Anlass im Leben gäbe es einen eigenen Grünen Wein. Im Land der täglichen Weingenießer vielleicht schwer vorstellbar, schließlich ist das Anbaugebiet für den alle Sinne belebenden mineralreichen Tropfen erst seit 1908 als »Região dos Vinhos Verdes CVRVV« demarkiert und als Marke »Vinho Verde« mit Herkunftsgarantie sogar erst seit 1959 geschützt. Schauen wir uns also den „Grünen“ einmal näher an und da stellt sich gleich eine etwas unerwartete Frage: was hat »Vinho Verde« aus Portugal mit Deutscher Schlagermusik zu tun? Auf den ersten Blick gar nichts – doch hören wir mal genau hin…

⬈Vinho Verde de Portugal

Vamos brindar com vinho verde
Que é do meu Portugal
E o vinho verde me fará recordar
A aldeia branca que deixei atrás do mar.

Stoßen wir an mit Grünem Wein
Denn der kommt aus meiner Heimat aus Portugal
Jeder Schluck Grüner Wein erinnert mein Herz
An daheim, an mein weißes Dorf direkt am Meer

Nein? Es klingelt noch nicht? Aber jetzt: Griechischer Wein...

Griechischer Wein ist so wie das Blut der Erde.
Komm', schenk dir ein und wenn ich dann traurig werde,
liegt es daran,
dass ich immer träume von daheim;

Genau, den Trinkspruch-Schlager „Griechischer Wein“ hat Udo Jürgens erstmals 1975 gesungen und der portugiesische Schlagersänger Paulo Alexandre hat sich 1977 von der Melodie inspirieren lassen. Ein Hit – und Ohrwurm – in beiden Ländern. Ob die beiden Superstars gar zusammen Griechischen oder Grünen Wein getrunken haben, weiß niemand mit Sicherheit, denn schließlich besaß Udo Jürgens ein Ferienhaus in Portugal an der Algarve – zu dem heute noch Jürgens-Fans pilgern und es fotografieren, aber das nur nebenbei erwähnt - dahin hätte der Jürgens seinen Kollegen Pedro Alexandre durchaus einladen können.

Jedenfalls lindert das Heimweh der Portugiesen nichts besser als Grüner Wein, denn der kommt einzig aus Portugal. Kann man diesen Wein denn nicht auch woanders anbauen, fragst du, was natürlich möglich ist, sofern sich dafür verwendeten Rebsorten in anderer Erde wohlfühlen, denn ihre Wurzeln sind von dem Granitsteinhaltigen Terroir im Regenreichen Norden Portugals in unmittelbarer Nähe zum Atlantik in der Region Minho und Douro verwöhnt.

Also gibt es neben Rotwein, Weißwein und Roséwein auch Grünen Wein, höre ich dich fragen und antworte mit Jein, denn das Adjektiv grün beschreibt nicht die Farbe des Weines, sondern den Geschmack der ausschließlich eigens für diesen Göttersaft verwendeten Rebsorten. Als da wären vor allem »Alvarinho und Loureiro« , aber auch »Arinto Pedrã, Teixeira Dura, Gouveia oder Avesso«, für weißen Grünen Wein; und »Baga, Pedral, Vinhão, Espadeiro und Touriga Nacional«, für roten Grünen Wein. Aus dem letzten Blogbeitrag „Drink Pink“ weißt du, wie Roséwein gewonnen wird, ergo gibt es selbstverständlich auch rosé Grünen Wein – und allerfeinst perlenden »Espumante Verde« – und den wiederum in Weiß, Rosé oder Rot.

Abbildung von Reben: Alvarinho und Loureiro

Das klingt alles viel verwirrender als es ist. Die genannten Reben zeichnen sich besonders aus durch kräftig mineralhaltig und gleichzeitig fruchtige oder blumige Aromen, denen jedoch die in anderen Traubensorten übliche natürliche Fruchtsüße fehlt. Erntereife Traubenfrüchte schmecken demnach immer noch „sauer“, als wären sie eben noch nicht reif. Du kennst den Ausdruck bestimmt von früher, von Früchten aus dem eigenen Garten. Wenn Großmama sagte, pass auf, die sind noch „grün“, meinte sie nichts anderes damit, als dass die Früchte noch nicht vollständig reif waren und Bauchweh vorprogrammiert, solltest du unreifes Obst trotzdem schnabulieren.

Grüner Wein schmeckt also immer „grün“ - oder unreif. Das macht ihn gleichzeitig interessant und überraschend abwechslungsreich für die olfaktorischen Sinne, was auf die malolaktische Fermentierung zurückzuführen ist. Dabei wird die in den Trauben natürlich enthaltene Apfelsäure durch den Einsatz spezieller Hefen in Milchsäure umgewandelt und somit der Säuregehalt abgemildert.

Unreif schmeckt »Vinho Verde« bestimmt nicht. Es ist ein einzigartiges Tröpfchen, das bereits Kennerzungen in der Antike entzückt hat. Als Portugal noch Lusitanien hieß und Teil des Römischen Reiches gewesen ist, pflanzte man in den Bergen und Tälern zwischen den Flüssen Douro, Minho und Lima bewusst robuste Rebstöcke, die im Winter Bodenfrost und im Sommer trockenheiße Sonneneinstrahlung vertragen.

Sogar die sogenannten „Barbaren“ aus Skandinavien tauschten ihren gesalzenen und getrockneten Kabeljau-Bacalhau aus dem Eismeer liebend gerne gegen den herben Rebensaft, der besonders im Sommer durstige Kehlen erfrischt. Schon die Trauben schmecken anders als in wärmeren und trockeneren Weingefilden Portugals und die Rebstöcke werden, ebenfalls anders als weiter südlich getrimmt. In den weitläufigen Flussauen des Minho in Melgaço und Monção, rund um Amarante und Guimarães hängt feuchtschwerer Morgennebel manchmal bis zur Mittagszeit. Dort recken sich »Alvarinho«-Reben gespreizt wie Gabeln durch die Nebeldecke meterhoch. Diese Methode nennt man »vinha enforcado«, die Trauben hängen „über“ dem Nebel.

Bei der anderen im »IG-Minho« Weinanbaugebiet angewandte Methode »técnica pérgula« wollen Winzer für die »Loureiro« genau das Gegenteil erreichen. Das Laub soll wie ein Sonnensegel breit gefächert, manchmal in Bogenform ranken, damit die Früchte weniger Sonnenexponiert reifen.

Flasche ALLO vom Weingut Soalheiro, im Hintergrund ein Weinberg

Die meisten Winzer im Minho und Douro keltern Sortenweine zu »Vinho Verde«. »Alvarinho« zeichnet sich hierbei durch seine geschmacklich hohe Ergiebigkeit aus. Haferstrohgelb, fast golden schimmert er im Glas und besticht schon beim Öffnen der Flasche mit Nuancen von Quitte, Pfirsich und Litschi, mit kräftigem Bouquet nach morgenfeuchter Erde und blühenden Veilchen, groß im Abgang mit Nachgeschmack nach frisch geschälten Mandeln. Ein Qualitätswein allererster Güte, der das gesamte genuine Aromen Spektrum des »Vinho Verde« verkörpert. Zumeist noch vor Flaschenabfüllung bereits im Holz gereift, ist jeder »Alvarinho« lagerfähig und mundet nach fünf, sechs Jahren nochmals intensiver mit leicht würziger Barriquenote und merklich Tannin angereichert.

Die andere große Traubensorte für Grünen Weißwein heißt »Loureiro«. Die Beeren bleiben kugelig klein, die Dolden mögen es luftfeucht und geschützt, und variieren mit Aromen nach ätherisch kräftigen Waldkräutern wie Lorbeer, Lindenblüte und Akazie. »Loureiro« beschert interessante Weine mit vollmundigem Bouquet nach roten Äpfeln gepaart mit zarter Zitrusnote, was in Kombination gleich beim ersten Schluck überrascht. Einen so intensiven Körper hätte man dem eher blass durchscheinenden Tropfen gar nicht zugetraut.

Stell dir jetzt vor, wie ein Grüner Wein deine Nase und deinen Mund überraschen wird, wenn ein Önologe eine edle Assemblage aus diesen beiden Klassikern »Vinho Verde« Traubensorten in die Flasche bringt. Am besten probierst du das gleich selbst aus und denkst dir schon beim Schnuppern, Hallöchen, was ist denn das für ein edler Tropfen?

Genau solch eine elegante Cuvé ist den Önologen der ⬈Quinta Soalheiros gelungen und was lag da näher als die Kreation ⬈»ALLO» Hallöchen zu taufen. Ein Grüner Wein für jeden Anlass, der dir Hallo-Lecker-Lust mit jedem Schluck beschert.

Vorschau auf den nächsten Artikel:

Herbstzeit, Indian Summer, Weinlese. Welche neuen Sortenweine und fein komponierte Assemblagen erwarten dich in der Vinho Bar – schauen wir uns um…

Rezeptbilder: REZEPT: Lauch-Süßkartoffel-Kissen mit lauwarmen Gemüsesalat

REZEPT: Lauch-Süßkartoffel-Kissen mit lauwarmen Gemüsesalat

Zum Grünen Wein für jeden Anlass passt ein Rezept ein Rezept für jeden Anlass. Vergiss Hummus – und probiere einmal ein Lauch-Süßkartoffel-Kissen mit lauwarmen Gemüsesalat zum Dippen und Stippen aus.

Zutaten für einen Dipp für 4-6 Personen

  • 1 Süßkartoffel schälen und würfeln
  • 2 helle Kartoffeln schälen und würfeln
  • 2 kleine oder eine große Lauchstange in grobe Stücke schneiden
  • 1 kleine Aubergine schälen und in Schiffchen schneiden
  • 1 kleine Zucchini würfeln
  • 1 reife Fleischtomate in dünne Scheiben und dann in kleine Würfel schneiden
  • 1 Zwiebel würfeln
  • 1 Knoblauchzehe fein würfeln
  • Olivenöl, Salz, Zitronensaft, Kreuzkümmel
  • Grissini, getoastetes Brot, Salzgebäck nach Gusto

Zubereitung:

  • Alles Gemüse wäschst du getrennt kalt ab und lässt es abtropfen
  • Die Auberginenschiffchen erfrischst du mit Zitronensaftspritzern und streust grobes Salz auf, das tilgt eventuelle Bitterstoffe. Anschließend mit Küchenkrepp abtupfen und in Olivenöl gar dünsten (alternativ im Ofen auf Backpapier mit Umluft bei 220°C garen)
  • In Salzwasser mit einer gut bemessenen Prise Kreuzkümmel kochst du Süßkartoffel, helle Kartoffel und Lauch zusammen gar.
  • Das gare Lauch-Kartoffelgemüse gießt du bis auf etwa fingerbreit Kochwasser ab und pürierst das Gemüse mit dem Pürierstab zu einer homogen glatten Masse, die am Pürierstab klebt, so zäh darf/sollte sie sein. Du kannst den Püree warm servieren oder am Vortag vorbereiten und kalt verwenden.
  • In einer Pfanne mit Olivenöl dünstest du Tomate, Zucchini, Zwiebel und Knoblauch gar, unterwegs leicht salzen, eine Prise Kreuzkümmel einstreuen und mit Zitronensaft abschmecken. Das Gemüse darf gerne noch al dente sein.
  • Auf eine Platte oder in eine flache Schüssel füllst du den Püree, das sieht aus wie ein Kissen.
  • Drumherum drapierst du Auberginenschiffchen und setzt den Tomaten-Zucchinisalat obenauf.
  • Dazu Salzgebäck, Toast und Grissini servieren und ALLO, den gut gekühlten fröhlichen »Vinho Verde« für jeden Anlass aus der Vinho Bar.

Lasst es euch schmecken!

PS: Zum Lauchpüree passen auch prima andere al dente gekochte Gemüsesorten wie: Möhre, Broccoli, Kohlherzen, Pak-Choi, kleine Maiskolben, das macht den Stipp-Dipp nochmals bunter.

Fotos Rezept: Catrin Ponciano, Soalheiro, Canva

Autorinnen-Steckbrief – wer schreibt?

Olá, ich bin Catrin Ponciano. Portugal ist meine Wahlheimat seit 1999. Bis 2006 war ich Küchenchefin, dann habe ich in Portugal das Messer gegen einen Stift als Werkzeug getauscht. Seither veröffentliche ich redaktionelle Beiträge und Blogs über Portugals Kultur, Geschichte, Politik, über Land und Leute, über Kulturerbe, Musik und Kunst, und über allerfeinste Speisen, Märkte, Weine, und Liköre. Als Schriftstellerin publiziere ich literarische Reisebücher, Essays, und Kriminalromane am Schauplatz Portugal. Als Kulturvermittlerin begleite ich Bildungsreisen, Journalistenreisen und TV-Drehteams. Wer mehr über mich erfahren möchte, schaut und liest hier weiter: www.catringeorge.com


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