Literarisch wird überall von Gedankenreise gesprochen, so dass ich dich zum Ende des Jahres 2025 zu einem weihnachtlichen Gedankenflug durch Portugals Weingärten einladen möchte …
Der Alentejo ist die größte Region Portugals – und die am wenigsten besiedelte. Dort am geografisch dunkelsten Flecken Europas spannt sich das Sternenzelt mitten in der Heiligen Nacht besonders funkelnd auf, heißt es, und der Stern von Bethlehem riefe zu Besinnlichkeit. In einer weit von Lissabon entfernten mittelalterlichen Stadt namens Serpa thront einsam auf einem Hügel eine Kapelle, deren Glocke die Menschen zur Messe ruft. Dicht an dicht sitzen die Gläubigen im Kerzenschein in der Kapelle, eine Jesuskind Puppe wird vom Pfarrer gesegnet, dann herum gereicht, alle küssen der Puppe die Stirn.
Kalt ist es zu Weihnachten im Alentejo, die Temperaturen sinken unter null Grad. Eingemummelt in Lodenmäntel gehen die Leute nach der Messe heim, wo sie ein einfaches Mahl erwartet. Ein deftiger Bohneneintopf, dazu ein Schluck vom erst im Holz und dann in der Flasche gereiften Reserva-Rotwein von der vor den Toren Serpas liegenden Herdade Paço do Conde. Mit fein austarierten Tanninen ein perfekter Begleiter für die deftige Suppe, zu dem Brot in Stücke gebrochen herumgereicht in das nach dem Weingut benannte Olivenöl »Azeite Extra Virgem Exclusive Selections« getunkt verzehrt wird. Hintergrundmusik mit Männerchören erklingt. Uralte Hirtenweisen, sogenannt »Cante Alentejano«, der zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Durch die Hochebene in der Provinz Beja fliegen wir gedanklich Richtung Atlantik weiter durch die Region der roten Erde rund um Grândola, wo Bauern sich einst vereint und gegen Portugals Diktatur bewaffnet haben. Bald dahinter löst sandhaltiger Boden die rote Erde ab. Schirmpinienwälder erstrecken sich bis zum Horizont, um das Mündungsbecken am Fluss Sado schimmern hunderte Reisfelder wie Silberseen. In einem winzigen Weiler namens Fernando Pó bedeckt ein Weingarten das Terroir. Dort produziert Portugals Weinkönigin Dona Ermelinda Weine für jedermann, Likörweine - und weltweit prämierte Tropfen. Zu Heiligabend isst man hier traditionell Bacalhau: Zur Haltbarkeit erst gesalzen, dann getrockneter Kabeljau und zum Kochen wieder in Wasser eingeweicht. Kartoffeln und Kohl gibt es dazu, einfach ohne Schnickschnack und Brimborium in Andacht an Maria und Josef und das Jesuskind zubereitet. Zum Bacalhau trinkt Portugal rot oder weiß. Der Volksmund fordert mit Augenzwinkern „voll“ soll das Glas sein, und alle nehmen einen Schluck der elegant durchscheinenden Assemblage Dona Ermelinda Reserva Weiß und lassen den letzten Sommer mit feiner Zitrusnote aus Chardonnay, Viognier und Arinto-Trauben auf der Zunge Revue passieren oder sie trinken vom Roten Dona Ermelinda Malbec Reserva, der die trockene Hitze des vergangenen Sommers in sich trägt und Zunge und Gaumen würzig pfeffrige Nuancen beschert. Zu den an Heiligabend gegen Mitternacht traditionell schnabulierten Teigtäschchen mit Süßkartoffelpüree gefüllt, nippt man in der Weinregion von Setúbal am Sado selbstverständlich Göttersaft Moscatel aus dem Hause Bacalhôa.

Du möchtest zwar auch sehr gerne Wein zum weihnachtlichen Festmahl genießen, aber alkoholfrei? Kein Problem. Du fliegst mit mir aus der Tiefebene am Sado weiter in die Serra Arrábida ins südliche Hausgebirge Lissabons, wo du alkoholfrei weiß, rosé und rot 0%riginal vom Weingut José Maria da Fonseca genießen kannst.
In einer S-Kurve fliegen wir weiter den Tejo entlang Richtung Spanien und schauen auf den Königspalast in Estremoz, wo die Keramik-Tonpüppchen »Bonecas de Estremoz« uns aus entzückend liebevoll dekorierten Krippen zuwinken, wo die Leute den Wein vom Zahnarzt von der »Quinta do Mouro« zu saftigen Stücken vom Schwarzen Schwein »Porco Preto« aus der Tonschüssel goutieren und später erst in die Mitternachtsmesse auf den Burghügel in die Kirche der heiliggesprochenen Königin Isabel von Aragon steigen, um das Christkind zu ehren.
Bleiben wir an der Grenze zwischen den einstigen Königreichen Portugal und Spanien und erreichen gen Norden über die Gipfel des Gebirges Estrela und durch das Tal des Dão hinweg geschwebt, das Gebirge mit Nationalpark »Parque Natural de Arribes del Duero« am Oberen Douro, von wo aus der legendäre Fluss durch eine tiefe Schlucht aus Granit und Schieferstein Richtung Porto strömt und wo sich das älteste demarkierte Weinanbaugebiet der Welt ausdehnt: Der »Alto-Douro«.
Dort in der Provinz Hinter den Bergen liegt der mittelalterliche Ritterflecken Freixo de Espada Cinto, übersetzt bedeutet das etwa Esche mit Schwert im Gürtel. Der Name fußt auf eine Legende, als König D. Dinis sich nach erfolgreich geschlagener Schlacht gegen Kastilien vor der Dorfkirche unter einer Esche ausgestreckt ausgeruht und sein Schwert dort aufgehängt haben soll – wo es immer noch hängt, heißt es.

Zwischen Weihnachten und Silvester werden hier traditionelle Volksweisen gesungen. Dazu gehört Mundharmonika-Spiel. Zur Silvesternacht werden zudem meterhohe Figuren aus Stroh und Reisig angefertigt auf dem Dorfplatz angezündet, womit das alte Jahr Sinnübertragend auf den Scheiterhaufen geworfen wird, und das neue Jahr wie es der Brauch verlangt, gemeinsam singend mit zwölf Rosinen und zwölf Wünschen für jeden kommenden Monat einen, aufgefuttert. Erst dann knallen Sektkorken.
Für zu Hause kannst du dir ein großes Stück Tradition aus Portugal bestellen. Lade deine Freunde dazu ein sich extravagant zu maskieren, lass sie ein Lied aussuchen und um Mitternacht stoßt ihr mit einem Glas fein perlend fruchtig-floralen Soalheiro-Espumante-Rosé aus dem Grünen Minho ganz im Norden Portugals an, nascht jeder zwölf Rosinen, begrüßt das neue Jahr mit guten Wünschen und mit Gesang. Genussvoll verwöhnt von Festschmaus und Wein landen du und deine Lieben von eurem Gedankenflug mit mir gesund und lukullisch inspiriert - in 2026.
Bom Ano Novo!
KLEINES PORTUGIESISCH INSPIRIERTES FESTMENÜ FÜR ALLE FESTTAGE GEEIGNET

APERITIF-TOASTIES MIT BACALHAU und frischer Petersilie, dazu Dona Ermelinda Reserva Weiß oder als Magenöffner Dona Ermelinda Malbec Rot zu Toasties mit Maçarico Olivenpaste oder Manna-Thunfischpastete gereicht.
Aus der Vinho Bar Feinkost bestellst du alle Zutaten für den Aperitif, die Toasties belegst du mit Bacalhau aus der Dose, andere mit Olivenpaste und wieder andere mit Thunfischpastete, und garnierst die Appetithäppchen kunterbunt mit gehackter Petersilie, gewürfelter Paprika und kleingehackten roten Zwiebelchen. Alternativ kannst du auch andere geröstete Brotscheiben verwenden.

ZIEGENFRISCHKÄSE MIT KRÄUTERMARINADE UND WALNÜSSEN mit »Fronteira Reserva Weißwein 2023« von der Quinta Dos Castelares
Ziegenfrischkäse in Halbmonde oder Scheiben schneiden und auf einer Servierplatte arrangieren. In der 1-2-3 Küchenmaschine 2 EL Olivenöl von Herdade do Paço do Conde aus der Vinho Bar do Conde mit 1 Knoblauchzehe, Petersilie und ¼ Zwiebel, 1 Prise Meersalz und zwei - drei Drehungen aus der Pfeffermühle zu einer homogenen Paste vermischen und den Frischkäse damit beträufeln. Walnusskerne kleinbröseln und über dem Käse verteilen. Kann man prima mit Baguette servieren.

BOHNENSUPPE mit »Herdade Paço do Conde Reserva Rotwein«, dazu Brotstippen in Olivenöl aus dem Alentejo
In Schmalz bereitest du eine Schwitze mit 1 kleingehackten Zwiebel, 2 Knoblauchzehen feingewürfelt und 1 grüne Paprika fein gewürfelt vor und mischst ca. 100 Gramm kleingewürfelten Speck dazu. Leicht salzen, kräftig pfeffern und ½ TL Paprikapulver süß dazu rühren. Je nach Anzahl der Gäste 250 bis 500 g küchenfertige weiße Bohnenkerne dazugeben, alles vermischen und mit Wasser auffüllen, bis die Bohnen bedeckt sind. Bei mittlerer Hitze ca. 35-40 Minuten köcheln lassen. Der Sud dickt wegen der Bohnen von allein ein, vielleicht musst du nochmals Wasser während des Garens nachgießen und die Suppe abschmecken! Sie darf kräftig nach Speck und Bohnen schmecken. Du servierst die Suppe mit Piri-Piri, das sich jeder deiner Gäste nachträglich selbst einträufeln kann. Dazu stellst du Brot, was ihr im Namen der Freundschaft miteinander brecht und in das kräftig nuancierte Olivenöl von der Quinta de la Rosa stippt.

SCHMORBRATEN MIT BEILAGEN NACH GUSTO UND AUSLESE-WEIN
Ah, Schmorbraten. Saftig, fleischig, delikat, am besten ein Nackenstück von einem freilaufend aufgezogenen Schwein. Das Fleisch ruht 1-2 Tage in einer Marinade aus dunklem Bier mit allerlei Zwiebel, Lauch, Möhre, Knoblauch und einem Stückchen Sellerie, gewürzt mit Meersalz, Wacholderbeeren, Senf, Pfeffer, Kümmel, und Nelke, wenn vorrätig Rosmarinzweige und Thymian, sonst „Kräuter der Provence“ aus dem Würzregal verwenden.
Das Fleisch brätst du ca. 3 Stunden vor Festmahlbeginn in einer Pfanne in Schmalz von allen Seiten an, bis die Poren sich schließen, dann gießt du die Hälfte der Marinade dazu, einmal aufkochen lassen und Fleisch und Sud und alles Gemüse der Marinade umbetten in einen Bräter. Oder Römertopf. Den stellst du in den 180°C vorgeheizten Ofen und lässt den Braten bei Umluft ca. 2 Stunden garen. Zwischendurch Marinade nachgießen, bei großen Bratenstücken gerne noch ein Fläschchen Dunkelbier.
Nach zwei Stunden bettest du den Braten um in einen anderen Bräter und lässt das Fleisch bei 90-100°C Umluft im Ofen ruhen. Die Marinade, die nun ein feiner Bratensaft ist, gießt du durch ein feines Sieb in eine Kasserolle (Topf mit Stiel) und das Gemüse zum Schluss in das Sieb. Mit einer Gabel zerdrückst du das Gemüse und drückst den Brei durch das Sieb in den Bratensaft. Was übrig bleibt, bitte entsorgen.
Nun bringst du die gewonnene Sauce zum Köcheln und schlägst sie mit dem Schneebesen glatt. Dann lässt du sie reduzieren. Wenn sie au Point homogen ist, also breiig vom Löffel tropft, schmeckst du die Sauce mit Salz und Senf ab und gibst wenn du magst einen Schuss kalte Sahne und zwei Tropfen Piri-Piri dazu. So hast du eine pure Bratensauce ganz ohne Zusätze zubereitet. (Nebenkommentar der Autorin 😉 )
Als Beilagen eignen sich klassisch Rotkohl und Klöße genauso wie Wildreis und Pak-Choi. Da sind deiner lukullischen Gelüste keine Grenzen gesetzt.
Dazu servierst du den Barrique-Auslese »Manuel Caldeira 2021« aus dem Hause Quinta Dos Castelares oder deinen persönlichen Barrique-Favoriten aus der Vinho Bar.

APFELTÄSCHCHEN LEICHT GEMACHT mit Portwein von der »Quinta de la Rosa«
Du rollst Blätterteig zu einem großen Rechteck aus. Du schälst 2-4 Boskoop, entkernst die Äpfel und schneidest sie in fingerdicke Scheiben. Die Scheiben bespritzt du mit Zitronensaft, wendest sie danach in einem Gemisch auf Zimt und Zucker und setzt sie symmetrisch verteilt auf den Teig. Und zwar immer mit ca. zehn Zentimeter Abstand zwischen den Apfelscheiben. Dann schneidest du gleichmäßig Quadrate rund um jedes Apfelstück aus und ritzt den Teig jeweils von den Ecken zur Apfelscheibe diagonal an, faltest den Teig Richtung Mitte ins Loch der Apfelscheibe, bestreichst die Teigoberfläche gleichmäßig mit Eigelb und bestreust sie mit Mandelkrümeln.
Nun ab auf ein Backblech mit Backpapier ausgelegt und in den 220 °C heißen vorgeheizten Ofen schieben. Nach ca. 20 – 25 Minuten Umluft dürften alle Apfeltäschchen fertig sein.
Mit Vanilleeis und zum Digestif »Tawny« oder »LBV« Portwein von der Quinta de la Rosa, sind die kleinen Apfelnaschhäppchen ein krönend süßer Abschluss einen feines Festschmauses und eines turbulenten 2025.
Bom-apetite & Boas Festas wünscht euch eure Bloggerin Catrin
Fotos: Canva, KI
Autorinnen-Steckbrief – wer schreibt?
Olá, ich bin Catrin Ponciano. Portugal ist meine Wahlheimat seit 1999. Bis 2006 war ich Küchenchefin, dann habe ich in Portugal das Messer gegen einen Stift als Werkzeug getauscht. Seither veröffentliche ich redaktionelle Beiträge und Blogs über Portugals Kultur, Geschichte, Politik, über Land und Leute, über Kulturerbe, Musik und Kunst, und über allerfeinste Speisen, Märkte, Weine, und Liköre. Als Schriftstellerin publiziere ich literarische Reisebücher, Essays, und Kriminalromane am Schauplatz Portugal. Als Kulturvermittlerin begleite ich Bildungsreisen, Journalistenreisen und TV-Drehteams. Wer mehr über mich erfahren möchte, schaut und liest hier weiter: www.catringeorge.com