Die Weinkönigin vom Sado

Charmantes Landhaus umgeben von Weinbergen und Hügeln. Traditionelle Architektur mit rustikalem Charme. Warme Atmosphäre, Natur und Landleben harmonisch vereint. Casa Ermelinda Freitas Weingut.

Das Dorf »Fernando Pó« erreichst du wunderbar mit dem Zug. (Donnerstags und samstags mit dem eigens bereitgestellten IC-Intercidade vom Bahnhof Lissabon-Orient) Bereits auf der Fahrt vom Orientbahnhof quer durch Lissabon, über die legendäre 25. April-Brücke über den Tejo gen Süden weiter Richtung Setúbal bis zu dem Behelfsbahnhof, »Apeadeiro Fernando Pó« dringst du vor in die Tiefebene an der Sado-Mündung, bedeckt mit Rebstöcken, Schirmpinien und Korkeichen, soweit das Auge reicht. 

Ein grünes Meer inmitten der Flussaue, die sich bis in die Bucht von Setúbal durch flaches, sandiges Land ausdehnt. Der Dorfflecken Fernando Pó verdankt seinen Namen einem Entdeckerkapitän, den man auch als Fernão Poo kennt. Er hat 1472 die Inseln im Golf von Guinea entdeckt. Nach ihm wurde die indigene Population in Äquatorialguinea und auf São Tomé und Principe noch bis Ende letzten Jahrhunderts »Fernandinos« genannt und die Insel »Bioko« hieß bis 1973 »Ilha do Pó«. In Portugal stieß der Entdecker nach seiner Heimkehr zurück auf die Halbinsel Setúbal, auf einen Unterwasserschatz: Ein »Aquifer«. Eine Grundwasserblase. Der einstige Seefahrer ließ sich dort bis zu seinem Tod nieder und baute Wein an. Im Andenken an seine Verdienste während der Portugiesischen Expansion, heißt das Dorf seither »Aldeia Fernando Pó«. Auch war er der Namensgeber für die 1992 von der »Casa Dona Ermelinda Freitas« eingeführte Weinmarke »Terras do Pó«. Aber Moment, ich erzähle besser von Anfang an…

Vor mehr als einhundert Jahren kelterte die im Dorf Fernando Pó ansässige Familie Freitas bereits »granel« in ihrer Adega und betrieb regen Weinhandel. Ihr Wein war ein zünftig süffiger Tischwein aus diversen Rebsorten gekeltert, den die Kunden direkt aus dem Fass gezapft erwarben. Bereits damals war der Freitas-Wein bei Kennern hoch angesehen, obwohl er nicht einmal ein Etikett trug. Das Grundwasser-Geheimnis, dass seit Fernando Pós` Entdeckung unter dem trockenen, sandigen, von Meerbrise gekosten Boden schlummert, sorgt früher wie heute für prächtige Trauben, und für fein nuancierte Tropfen, denn die Rebstöcke bekommen von dem sonst extrem kargen Terroir alles, was sie brauchen.

Die ältesten beiden Rebsorten »Castelão« und »Fernão Pires« führen deswegen auf dem mittlerweile zum Weltunternehmen gewachsenen Weingut »Dona Ermelinda Freitas« die Hitliste der Rebsorten weiterhin an und sorgen für voluminös samtene Rote und fruchtig herbe Weiße.

Auf dem Bild ist eine ältere Dame namens Leonor Freitas zu sehen. Sie steht vor einem Weinfass und hält eine Flasche Wein in der Hand. Sie trägt eine weiße Bluse, eine schwarze Hose und eine graue Strickjacke. Im Hintergrund sind weitere Weinfässer und Weinflaschen zu sehen, die darauf hinweisen, dass sich die Dame möglicherweise in einer Weinkellerei oder einem Weingut befindet. Leonor Freitas scheint freundlich und selbstbewusst zu sein und lächelt in die Kamera.

Das Unternehmen wird von einer Frau geführt. Der vierten Freitas in Folge. Schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts steuerte die Dame des Hauses die finanziellen Geschicke des Weingutes, die Männer kümmerten sich um das Praktische, doch mit Leonor Freitas trat dann eine junge Frau mit innovativen Visionen die traditionelle Nachfolge an. Allerdings keinesfalls selbst ausgesucht. Nach Schulabschluss zog Leonor um nach Lissabon, studierte und arbeitete in sozialen Berufen und setze sich für ein verbessertes Gesundheitswesen ein, als der frühzeitige Tod ihres Vaters sie zurück in ihr Heimatdorf rief. Mit dem Ur-Wissen über Weinanbau seit Kindertagen ausgestattet, tief verwurzelt im sozialen Gefüge des Landlebens, entschied sich die Erbin gegen den Verkauf der über 500 Hektar großen Weinanbaufläche, und schulte um. Aufgeben kam nicht infrage, das wäre ein Verrat an der Familie, formuliert sie es in einem Interview mit der »Revista de Vinho 2021« im Rückblick auf die Firmenbiografie.

Zunächst setzte sie die altbewährte Weinproduktion fort und produzierte Wein zum Abfüllen, doch nach einem Besuch auf der »Vinexpo« in Bordeaux, wusste Leonor, dass sie ihren Wein zu einer Weltmarke erheben wollte. Gemeinsam mit dem Chef-Önologen Jaime Quendera, kreierte Leonor die erste in Flaschen abgefüllte Serie »Terras do Pó«, und platzierte ihren ersten Flaschenwein in Rot, Rosé und Weiß 1999 auf den Markt. Ein voller Erfolg. Die Marke setzte sich auf Anhieb durch und wird mittlerweile in 33 Länder exportiert. Drei Jahre später war Leonor die erste Winzerin Portugals, die sich getraut hat, ihren »Wein-in-Box« anzubieten, was bis dahin unter den portugiesischen Kollegen verpönt gewesen ist, doch die Kunden dankten es auf Anhieb. Von da an gab es keinen Halt mehr für die bis heute expandierende Marke »Dona Ermelinda Freitas«, die im Laufe von zwei Jahrzehnten über eintausend nationale und internationale Prämien eingeheimst hat, wobei die Auszeichnung für den „Besten Rotwein der Welt 2008“ auf der »Vinalis Inernacionalis« in Paris für den »CEF-Syrah« Reserva 2005, die Winzerin bis heute besonders mit Stolz erfüllt. Alles Zeichen dafür, dass die kluge Taktiererin mit ihrem Konzept, qualitativ hochwertige Weine zu bezahlbaren Konditionen auf den Markt zu bringen, ganz oben im Trend liegt.

Fertig ist sie allerdings noch lange nicht, denn erst jüngst hat sie sich einen persönlichen Traum erfüllt und in den nördlichen Weinanbauregionen »Minho« und am »Douro« je eine Quinta erworben. Damit erweitert sie nochmals das Sujet der »CEF«–Weine, es gibt Grünen Wein »Campo da Vinha« und Douro-Wein »Vinhas de Canivães« im Angebot. Stets überzeugt davon, dass die Zukunft immer heute beginnt, kreierte das Haus jüngst einen eigenwillig charakteristischen Roten mit dem klangwarmen Namen »CEF Crèmère Reserva«, der vor allem jüngere Weinkenner weltweit mit seiner einmalig harmonischen Pfeffernote im Bouquet und einem cremig samten würzig aromatischen Abgang begeistert. Edle Weinbrände, Schaumweine, Moscatel und Olivenöl runden die Kollektion ab. Als größte Arbeitgeberin der Region wird Leonor längst überall nur »Dona« genannt, die »Königin« des Weines vom Sado. Das kann man sie zu Recht nennen, werden in ihrem Unternehmen 20 Millionen Liter Wein jährlich gekeltert, in acht Millionen Flaschen abgefüllt, aus hauseigener Ernte von 550 Ha Anbaufläche, plus Trauben von 136 kleineren Weinbauern als Zulieferer produziert.

Charmantes Landhaus umgeben von Weinbergen und Hügeln. Traditionelle Architektur mit rustikalem Charme. Warme Atmosphäre, Natur und Landleben harmonisch vereint. Casa Ermelinda Freitas Weingut.

Die »Casa Ermelinda Freitas« heißt Gäste herzlich willkommen. Neben Weinproben unterschiedlicher Zusammensetzung, begleitet mit Häppchen aus der Region, gehst du in den Pädagogischen Weingarten, wo du alle Rebsorten der Marke »CEF« kennenlernst, wie sie heißen, wie alt sie sind und welchen Wein sie produzieren. Darüber hinaus erfährst du das Zusammenspiel zwischen den Elementen. Wie wichtig Kräuter und Blumen und Bienen für den Weinanbau sind, wie wichtig Meersalz und Meeresbrise. Und so vieles mehr rund um Weinanbau im trocken-heißen Süden Portugals.

Im familieneigenen Museum begehst du die Familiengeschichte von Generation zu Generation, von der Urgroßmutter bis zur Tochter und künftigen Erbin der weiblichen Domain. Du lernst den Fortschritt des Weingutes anhand der ausgestellten Exponate kennen, und gleichzeitig alle traditionellen Kelter-Methoden, bevor die Technik und das Labor einzogen und die mechanischen Produktionsweisen ablösten. In der Original Adega stehen noch die Tröge, in denen früher die Weinbeeren mit nackten Füßen zu Most getreten wurden, in der anliegenden Destille erfährst du alles über Wein- und Hefebrand. Nicht zu vergessen die hauseigene Olivenölmühle. Dazwischen stößt du auf etliche persönliche ausgestellte Erinnerungsstücke des Familienunternehmens, das im Jahre 2020 sein Hundertjähriges zelebriert hat. Auf der »CEF-Enoturismo-Webseite« findest du alle Angebote für Weinproben und Abenteuer rund um Wein. Der Rundgang mit Weinprobe endet auf der Veranda mit Blick über das Weinlaubmeer, bei regionaltypischem Eintopf »Sopa Caramela«.

Vorschau auf den nächsten Artikel:

Mit der Eisenbahn zur Himmelsleiter
Die Bahn bringt dich geruhsam reisend von Lissabon mitten durch das Herz des Alentejo nach Évora. Es geht zu Fuß durch 2000 Jahre Zeitgeschichte vorbei am Platz des unbesiegbaren Ritters, zur Kathedrale, zum Römischen Tempel, spazierst du durch Weltkulturerbe bis zum Aquädukt zur Himmelsleiter im Kloster »Scala Coeli«, wo nebendran, nebenbei bemerkt, klösterliche Rebensäfte zu großen Tropfen reifen… » (erscheint am 01. Mai 2023)

REZEPT
Sopa Caramela

Foto eines köstlichen Tellers mit "Sopa Caramela", einem traditionellen portugiesischen Gericht. Cremige Suppe aus Gemüse und zarten Bohnen, schön garniert mit Kräutern und Paprika. Erinnert an gemütliche Familienessen und kulinarische Abenteuer.

Sopa Caramela ist ein traditionelles portugiesisches Eintopfgericht. Es wird oft mit Wurst und Speck zubereitet und mit Olivenöl und Gewürzen abgeschmeckt. Frischer Koriander wird oft als Garnitur verwendet. Das Gericht ist herzhaft und sättigend und wird oft mit Sauerteigbrot serviert.

Zutaten für 4-5 Portionen:

  • 300 g trockene weiße Bohnenkerne für einige Stunden in kaltem Wasser einweichen
  • 2 mittelgroße mehlig kochende Kartoffeln waschen, schälen und grob würfeln
  • 2 Teltower Rübchen oder 1 Kohlrabi, 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 1 Möhre waschen, schälen und würfeln.
  • 1 Spitzkohl in Schiffchen schneiden und waschen
  • 1 Hausmacher Chourica (Rotwurst) und 1 geräucherte kleine Blutwurst in Scheiben schneiden
  • 400 g Schinkenspeck in Würfel schneiden
  • 200 g kleine Hörnchen Nudeln
  • Olivenöl, Salz, Lorbeer und frischen Koriander (oder glatte Petersilie) zum Abschmecken

Zubereitung:

Um eine köstliche Sopa Caramela zuzubereiten, beginnen wir damit, die gewässerten Bohnen zusammen mit Wurstscheiben und Speckwürfeln, Lorbeerblättern und einer Prise Salz in einem Topf mit 1 Liter Wasser zu garen. Die Mischung sollte etwa 1 Stunde lang köcheln, bis die Bohnen weich und zart sind und die Brühe reich an Aromen ist.

Als nächstes fügen wir das Gemüse hinzu, darunter Zwiebeln, Karotten und Knoblauch sowie Kartoffeln und Nudeln. Wir empfehlen, das Gemüse in kleine Stücke zu schneiden, um sicherzustellen, dass es gleichmäßig gart und sich gut mit den Bohnen und der Brühe vermischt. Wir lassen alles zusammen bei mittlerer Hitze eine weitere halbe Stunde kochen, bis das Gemüse und die Kartoffeln und Nudeln weich sind und die Brühe eine dickere, sämige Konsistenz aufweist.

Um dem Eintopf noch mehr Geschmack zu verleihen, empfehlen wir, großzügig Olivenöl und Salz hinzuzufügen und alles gründlich zu mischen, um sicherzustellen, dass alle Aromen gut miteinander verschmelzen.

Schließlich hacken wir frischen Koriander fein und streuen ihn kurz vor dem Servieren über die Suppe. Der Koriander verleiht der Sopa Caramela eine erfrischende Note und rundet die Aromen perfekt ab.

Für eine zusätzliche Portion Komfort empfehlen wir, einige Scheiben Sauerteigbrot zu servieren, die perfekt dazu passen und das Geschmackserlebnis noch besser machen.

    »Bom appetit« 

    Wein-Empfehlung aus der Vinho Bar: Dona Ermelinda Reserva.
    Gekeltert zu 70% Anteil mit Trauben aus altem Rebstock Bestand »vinha-velha Castelão« 

    Autorinnen-Steckbrief – wer schreibt?

    Olá, ich bin Catrin Ponciano. Portugal ist meine Wahlheimat seit 1999. Bis 2006 war ich Küchenchefin, dann habe ich in Portugal das Messer gegen einen Stift als Werkzeug getauscht. Seither veröffentliche ich redaktionelle Beiträge und Blogs über Portugals Kultur, Geschichte, Politik, über Land und Leute, über Kulturerbe, Musik und Kunst, und über allerfeinste Speisen, Märkte, Weine, und Liköre. Als Schriftstellerin publiziere ich literarische Reisebücher, Essays, und Kriminalromane am Schauplatz Portugal. Als Kulturvermittlerin begleite ich Bildungsreisen, Journalistenreisen und TV-Drehteams. Wer mehr über mich erfahren möchte, schaut und liest hier weiter: www.catringeorge.com

    Fotos Weingut: ©Ermelinda Freitas


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