Auf einem Genuss-Spaziergang durch Porto kannst du allerhand über Wein und Portwein erfahren, und in gediegener, eleganter, historischer oder Pop-Art Ambiente alle Sorten probieren. Lass dich hineinlocken in die Wunderwelt des Weins.
Porto ist vor allem wegen seines Portweins weltberühmt. Dabei liegen die Portweinkellereien am Ufer gegenüber in Gaia, windgeschützt in einer Flusskurve. Kalter Nordwestwind bläst hiervorbei weiter flussaufwärts. Somit herrscht in Gaia stets ein etwas milderes Klima als gegenüber in Porto. Das Gelände am Fluss am Fuß des Hügels, auf dem sich das Augustiner-Kloster »Serra do Pilar« majestätisch ausstreckt, verläuft zunächst eben und steigt dann erst sanft an. Ideal für Lagerhallen mit Flusshafen. Unterirdische Wasserminen bescheren Wasserspeicher satt. Einst ausschlaggebend für den Standort Gaia war jedoch eine vom König nicht unerhebliche zusätzlich erhobene Einfuhr- und Ausfuhrsteuer, die Winzer und Kaufleute im Hafen in Porto an den Bischof von Porto entrichten mussten - und in Gaia eben nicht.
Eine Flotte »Rabelo« Barken mit Portweinfässern geladen an den Docks in Gaia vertäut, erinnern an den Transport an Bord dieser speziell konstruierten Holzkähne, die Portwein aus dem Oberen Douro-Tal antreten musste, bevor er anschließend im Hafen von Porto umgeladen auf Karavellen den Weg in alle Welt angetreten hat. Seit den 60er Jahren sind »Rabelos« als Transportmittel ausgemustert, doch als Hommage für den Mut der Bootsleute von einst, dienen die urigen Barken als Wahrzeichen der Portweinzunft.
In Gaia erwarten dich Wand an Wand erbaut Kellereien mit weltberühmten Markennamen. Etliche englische Namen reihen sich zwischen portugiesische und Familiennamen aus anderen Ländern auf Tafeln an die Docks gestellt auf, deren Vorfahren auf jahrhundertelange Unternehmergeschichte zurückblicken. Das Haus »Kopke« ist eine der ältesten Handelsniederlassungen für Portweinexport in Gaia (siehe Blog 9) unweit entfernt wartet die Silhouette eines Mannes mit spanischem Sevillana-Hut und portugiesischem Studenten-Talar übergeworfen auf dich und lädt dich ein in die Kellerei »Sandeman«, die sich auf Sherry aus Jerez in Spanien und Portwein aus dem Douro-Tal spezialisiert hat. Dort erlebst du die Weinkeller-Unterwelt mit einem Guide, der dir bekleidet mit Talar und Sevillana-Hut alles über die Familie Sandeman erzählt.
In der Kellerei »Offley-Forrester« erfährst du vom Baron Forrester, der sich natürlich mit Portwein einen Namen gemacht hat, aber noch mehr durch seine Hingabe an den Douro. Jeden einzelnen Flussmeter hat er eigens vermessen, kannte den Brachialen besser als jeder Barken-Kapitän, und dennoch, wurde der Douro ihm zum Verhängnis. In der Kellerei begegnest du neben einer imposanten Fassmenge Portwein, Zeitdokumenten der größten Flussvermessung zur damaligen Zeit, und auf dem englischen Friedhof in Porto eine leere Grabgruft mit seinem Namen, denn die Leiche des vom König für seine akribische Vermessungsarbeit zum Baron geadelten Forrester-Ahne konnte nie geborgen werden.
Die »Ferreira« Kellerei hat vor 250 Jahren eine Frau groß gemacht. Dona Antónia Adelaide Ferreira. Bis heute wird diese außergewöhnlich durchsetzungsfähige Frau als »Ferreirinha« verehrt und ihr Charisma hat etliche Literaten zu Romanfiguren inspiriert.
Bei »W. & J. Graham« liegen über 3500 Fässer im Keller. Die »Cockburn Portwine-Logde« zählt zu den historisch eindrucksvollsten, heißt es, und bei »Croft« probierst du den 2008 erstmals kreierten Pink-Port.
Apropos Pink. In Gaia hat kürzlich die größte Wein-Museumslandschaft der Welt eröffnet. Die »World Of Wine W.O.W.« In acht Museen unterschiedlicher Thematik von kinetischer Kunst im »Atkinson-Museum« bis zum Museum rund um Kork im »Cork-Planet«, samt und sonders in historischen Weinkellereigebäuden untergebracht, befassen sich das »Bridge-Museum« mit Trinkgefäßkultur aus 8000 Jahren zusammengetragen und der »Pink-Palace« mit der Lust an der Farbe Pink und dem Genuss von Roséwein. Dein Besuch im »Pink-Palace« katapultiert dich in ein Pop-Art-Zeitalter mit Kunst und Kitsch rundum Roséweine, ein Weinmuseum, das genial viel Spaß bereitet und Wissen herrlich Pink vermittelt. In der Weinwelt erwarten dich portugiesische Konzeptstores mit Design á la português. Kleidung, Schuhe, Dekoration, Kunsthandwerkliches kannst du dort kaufen oder du legst auf der Terrasse zwischen den Gebäuden eine Pause ein. Auf Monsterkissen ausgetreckt genießt du einen Portwein-Cocktail mit dem zweitbesten Ausblick von Gaia auf Porto, den Douro und die Ponte Luis I.
Den besten Ausblick bietet dir das »Roof Top« im Hilton in Gaia. Von dort schaust du auf Portos Weltkulturerbe-Kulisse mit dem Alten Zollhaus am Hafen, das dich heutzutage zu Ausstellungen weltbekannter Künstler einlädt. Dahinter klettert das Viertel »Mira-Gaia« mit dem ehemaligen Judenviertel am Hang hinauf. Direkt am Ufer besticht ein Gebäude mit Arkadengang. Hier operierte die erste Kooperative für Douro-Wein und landwirtschaftliche Produkte aus dem Douro-Tal und ist eine Zeitzeuge für den 1386 unterzeichneten Handelsvertrag zwischen Portugal und England. Einst geschlossen von König João I, dem du auf einem Fliesenbild im Foyer des emblematischen Bahnhofes São Bento hoch zu Ross begegnest. Zu dem legendären Bahnhof, der zu den zehn Schönsten der Welt zählt, gelangst du am besten durch die Bummelmeile »Rua das Flores«.
An einer Hauswand blickt dich aus dem vierten Stockwerk eine blaue Katze an. Das Fassadengemälde markiert die kürzeste Straße von Porto, benannt nach dem schlauen Kaufmann Afonso Martins Alho mit Spitznamen, Knoblauchkopf, der als erster jemals Wein nach England verkauft hat und damit ein Vermögen gescheffelt. Deswegen nennt man in Porto kluge Geister, Knoblauchkopf. In der Johanninacht vom 23. zum 24. Juni, ist es in Porto Usus, sich auf einem gigantischen Stadtfest gegenseitig mit einer Knoblauchblume auf den Kopf „Verstand einzuhauen“. Oder mit einem fiependen Plastik-Hämmerchen.
Weiter geht es zur englischen Handelsbörse »Feitoria Inglesa«, in der bis Ende vergangenen Jahrhunderts Frauen der Zutritt verwehrt worden ist. Mittlerweile managt treuhänderisch die erste »Senhora« das Vermögen der Kammer. Am Park des Entdecker-Prinzen »Heinrich der Seefahrer« erhebt sich der unübertroffen innenarchitektonisch geschmückte Palast der Portuenser Handelskammer, wo du auf einem geführten Rundgang durch alle Prunksäle einfach nur darüber staunen kannst, dass dieser Palast von einem historischen Steuernachlassgeschenk von Königin D. Maria II gebaut werden konnte. Neben dem Palast der Kammer liegt das Portwein-Institut, ein Stück weiter unten Richtung Fluss, das Portwein-Museum.
Mein Geheimtipp für dich liegt jedoch abseits des städtischen Trubels und dennoch mitten in der Stadt: Das »Solar do Vinho do Porto« in einer Renaissance-Manson im legendären Gartenpark »Jardim do Palácio de Cristal«. Dort sitzt du unter Arkaden im Freien mit Ausblick auf die zinnoberrote Dachlandschaft der Kellereien in Gaia und durch den Bogen der »Arrábida-Brücke« hindurch auf die Douro-Mündung. Mit deinem aus der größten Portweinselektion Portugals auserwählten Lieblingsportwein genießt du die Ruhe, die Aussicht - und am Abend exklusiv den Sonnenuntergang.
Vorschau auf den nächsten Artikel:
Treffpunkt Gleis Eins in São Bento am Mira-Douro …
Portwein verkosten, die Gebäude rund um die Geschichte der Brandmarke Portwein erkunden, in die Geschichte rund um Weinanbau am Douro eintauchen, kannst du in jeder der über sechzig Portweinkellereien in Gaia. Jetzt lockt ein Ausflug in das sagenumwobene Douro-Tal. Da fahren wir im nächsten Blog hin. Mit einem nostalgischen Zug…» (erscheint am 15. August 2023)
REZEPT: DAS »FRANCESINHA«
Portuenser lieben ihr französisch inspiriertes »Croque-Monsieur«, eine Kreation eines einst von Porto nach Paris ausgewanderten Kochs. Das »Francesinha«. Längst ist die delikate Toast-Kreation zum kulinarischen Wahrzeichen Portos avanciert, und schmeckt nach einem weitläufigem Ausflug am besten mit einem eiskalten Glas Rosé aus dem Haus »Quinta de Saes Rosé« aus dem Sujet der VINHO-Bar genossen, dessen fein fruchtig mineralisches Aroma die delikate Kombination aus pikant-fruchtig-süß der Sauce unterstreicht.
Zutaten für vier Personen:
- Vier 2-3 Zentimeter dicke Scheibe Toastbrot
- 4 x 120 g Lendensteaks vom Rind (alternativ Hähnchenbrust)
- 4 Porto Bello Champignonköpfe
- 4 Wienerwürstchen
- Acht Scheiben Emmentaler-Käse
- 4 Eier
- Pommes-frîtes
- 1 Zwiebel, 1 rote Paprika, 2 Knoblauchzehen, 1 Fleischtomate, ein gut bemessener Schuss Weißwein
- Olivenöl, Salz, Pfeffer, Oregano, Tabasco, Safranpulver, 1 TL flüssig Honig
Es geht los:
- Zwiebel, Knoblauch, Paprika und Tomate fein würfeln, in Olivenöl andünsten und mit Salz, Pfeffer, Oregano, und Safran abschmecken.
- Mit Weißwein ablöschen, einköcheln lassen, eine Tasse Wasser dazugeben, nachschmecken und aufkochen lassen.
- Mit dem Zauberstab pürierst du den Sud und lässt ihn auf kleiner Stufe weiter köcheln, damit er reduziert und sich allmählich verdickt.
- Zum Schluss tröpfelst du nach Gusto Tabasco ein und rührst die Prise pikant und den Tl Honig unter.
- Das Toast toastest du vor und bettest es mit Abstand auf ein Backblech.
- Die Steaks brätst du scharf und kurz an, so dass sich außen die Poren schließen, mit Salz und Pfeffer würzen und je eines auf das Toastbrot legen.
- Die Porto-Bello-Pilze wäschst du, ziehst ihnen obenauf die Haut ab, kürzt den Fuß und schneidest den Kopf horizontal quer durch in zwei flache Hälften, die du in dem Bratensud der Steaks gar sautierst und mit Salz würzt.
- Die Wienerwürstchen schneidest du in horizontale Viertel, legst sie zu je 4/4 auf das Fleisch und darauf je 2 Porto-Bello-Hälften und bedeckst alles unter je 2 Scheiben Käse.
- Nun kommen die Toasts in den auf 220° C Grad vorgeheizten Ofen mt Umluft und gratinieren.
- In der Zwischenzeit frittierst du Pommes-frîtes in ausreichender Menge für 4 Personen und sautierst 4 Spiegeleier gar.
- In vier tiefe Telle eingesetzt richtest du die Toast an, setzt je ein Spiegelei auf, legst Pommes-frîtes außen herum und übergießt alles mit Sauce.
- Für eine vegetarische Variante kannst du anstatt Fleisch und Würstchen, zum Beispiel Zucchini und Auberginenscheiben, und Tofu, oder Fetakäse verwenden.
Viel Spaß und bom appetit.
(Fotos: Catrin Ponciano)
Autorinnen-Steckbrief – wer schreibt?
Olá, ich bin Catrin Ponciano. Portugal ist meine Wahlheimat seit 1999. Bis 2006 war ich Küchenchefin, dann habe ich in Portugal das Messer gegen einen Stift als Werkzeug getauscht. Seither veröffentliche ich redaktionelle Beiträge und Blogs über Portugals Kultur, Geschichte, Politik, über Land und Leute, über Kulturerbe, Musik und Kunst, und über allerfeinste Speisen, Märkte, Weine, und Liköre. Als Schriftstellerin publiziere ich literarische Reisebücher, Essays, und Kriminalromane am Schauplatz Portugal. Als Kulturvermittlerin begleite ich Bildungsreisen, Journalistenreisen und TV-Drehteams. Wer mehr über mich erfahren möchte, schaut und liest hier weiter: www.catringeorge.com